Sonntag, 6. Oktober 2019

Absagen von Snowden und Greenwald an den NSAUA: Dummheit, Offenbarungseid oder unglaubliche Arroganz? 
(original gepostet 02.08.2014 auf Google+)


Ich mache ja keinen Hehl daraus, dass ich von den bisherigen "Enthüllungen" von Snowden und Greenwald alles andere als beeindruckt bin. Insofern gehöre ich auch nicht zu denjenigen, die meinen, durch eine ausgefallene Zeugenaussage von Snowden irgend etwas verpasst zu haben.
Aber interessant ist die Frage, warum zuerst Snowden und nun Greenwald dem Untersuchungsausschuss abgesagt haben.

Gehen wir einmal davon aus, den beiden gehe es wirklich aufrichtig um Aufklärung, und gehen wir weiter davon aus, Snowden könne in Moskau wirklich nicht frei sprechen (was ich stark bezweifle): Macht dann das Verhalten Sinn?
So naiv sind Snowden und Greenwald nicht, dass sie nicht wissen, dass Snowden kein normaler Zeuge ist. Deutschland kann ihn nicht zu einem so frühen Zeitpunkt schon mit einer Sicherheitsgarantie nach Berlin holen. Das wäre eine enorme Belastung der wichtigen Beziehung zu den USA, während auf der anderen Seite völlig unklar wäre, was man im Gegenzug durch eine Aussage dafür bekäme. Soweit müssen sich die beiden in die deutsche Seite hinein denken können, dass ihnen das klar sein muss.
Was wäre also die natürliche Vorgehensweise in einer solchen Situation, falls Aufklärung das oberste Ziel ist? Es wären die kleinen Schritte: Vertrauen aufbauen und glaubwürdig darstellen, dass Snowden in Berlin die Fetzen fliegen lassen könnte. Das hätte funktionieren können.

Warum gingen die beiden nicht diesen Weg? Dummheit? Denn eines ist jetzt klar, der Zug für Snowden nach Berlin ist nun abgefahren. Nie im Leben wird sich das Bundesverfassungsgericht als Erfüllungsgehilfe für einen Erpressungsversuch missbrauchen lassen.

Die zweite Erklärung ist, dass das ein Offenbarungseid war: Snowden weiß genau, dass er keine Pfeile mehr im Köcher hat. Er war der Systemadministrator, der die Dokumente stehlen konnte, und der all sein Wissen über die Überwachungsprogramme der NSA ausschließlich aus diesen Dokumenten hat (und der diese Dokumente offensichtlich auch schon heftig fehlinterpretierte, beispielsweise bei "PRISM" und bei "Boundless Informant"). Er weiß genau, dass sein Kartenhaus bei der ersten kritischen Rückfrage zusammenfallen würde -- und solche kritische Rückfragen würden bei Anhörungen durch den Untersuchungsausschuss garantiert kommen.

Es gibt aber auch noch eine dritte Erklärung für das Verhalten von Snowden und Greenwald: Unglaubliche Arroganz.
Geteilt mit: Öffentlich, Timo Witte
Timo Witte - 2014-09-29 00:22:32+0200
Wäre die schlüssigste Erklärung nicht, dass es für Snowden und Greenwald ein sehr hohes Risiko wäre europäischen oder gar deutschen Boden zu betreten? Evtl. sind sie nicht gewollt dieses Risiko einzugehen... An ihrer Stelle würde ich das auch nicht tuen.
Rolf Weber - 2014-09-29 08:01:25+0200 - Updated: 2014-09-29 08:02:19+0200
+Timo Witte Greenwald betrat vor kurzem doch sogar US-amerikanischen Boden.
Und wenn es für Snowden der Grund ist, warum sagst er es dann nicht? Warum lügt er dann, dass er gerne hier aussagen würde? Und warum ist er nicht mit einer Vernehmung in Moskau einverstanden, wenn er ohnehin nicht hierher kommen will?
Rolf Weber - 2014-10-01 08:03:21+0200
Russland war von Anfang an Plan B, nachdem Hongkong nicht klappte.

Und nein, wir Deutsche stehen nicht irgendwo in der Mitte und "kommen mit beiden klar". Wir stehen ganz klar auf der Seite der westlichen Demokratien. Das war so, das ist so und das wird hoffentlich auch so bleiben. Und ich bin mir auch 100% sicher, dass es auch das Bundesverfassungsgericht nicht zulassen wird, dass unser Verhältnis mit den USA beschädigt wird, nur damit der notorische Lügner Snowden hier eine Show abziehen kann.
Timo Witte - 2014-10-01 08:11:09+0200
China guckt auch sehr nach auch selbst und möchte keine Sanktionen riskieren. Für Putin war Snowden ein gefundenes fressen, mal wieder die Muskeln spielen zu lassen. Snowden hatte nicht viele andere Optionen in seiner Lage. Aus irgend einen kleinen Land wäre er schon längst durch die delta Force abgeholt worden vermtl.
Rolf Weber - 2014-10-01 08:45:30+0200
+Timo Witte Aus der Sicht von Snowden ist Russland sicherlich eine gute Wahl. Und ich finde auch, dass er da gut hinpasst.

+Ric ardo
Ich finde schon, dass die Bundesregierung das klar so sagte: Snowden kann gerne kommen, aber sobald er deutschen Boden betritt, sind wir an das Auslieferungsabkommen mit den USA gebunden.
Und ich sehe es so ähnlich. Soll er doch kommen. Eine Menge "Experten" meinten, Deutschland müsse ihn nicht ausliefern. Ich wäre sehr dafür, dass unabhängige deutsche Gerichte darüber entscheiden. Warum verlässt er sich nicht auf die "Experten" und kommt her?
Ich sage nicht unbedingt, dass er feige ist, aber seine Worte passen nicht zu seinen Taten. Er sagte neulich, dass er sich damit abgefunden habe, irgendwann in Guantanamo zu enden (dass er dort als amerikanischer Staatsbürger gar nicht hinkommen kann, ist eine andere Geschichte). Warum bleibt er dann trotzdem bei Putin, womit er den Rest seiner Glaubwürdigkeit verspielt und seiner Sache schadet? Warum kommt er nicht nach Deutschland oder geht zurück in die USA, um für seine Sache zu kämpfen?

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